Eignet sich das Nachrangdarlehen als Vermögensanlage?
Bei einem Nachrangdarlehen (auch nachrangiges Darlehen genannt) handelt es sich um ein Darlehen, das nicht an erster, sondern an nachrangiger Stelle in der Liste der Forderungen eingetragen wird.
Inhaltsverzeichnis:
Das Nachrangdarlehen: Abwägen zwischen Risiko und Chancen
Bei einem Darlehen (Kredit) handelt es sich rechtlich stets um einen Vertrag, der für beide Seiten Rechte und Pflichten mit sich bringt. Beim Nachrangdarlehen liegt die Besonderheit vor, dass im Falle einer Insolvenz andere Forderungen zuerst bedient werden dürfen beziehungsweise müssen.
Die übliche Rangfolge sieht im Falle einer Zahlungsunfähigkeit folgendermaßen aus:
- Reguläre Verbindlichkeiten (zum Beispiel: Bankkredit).
- Nachrangdarlehen
- Gesellschafterdarlehen
- Eigenkapital
- Ein klassisches Beispiel einer nachrangigen Forderung ist die Eintragung im Grundbuch. Bevor beispielsweise beim Kauf einer Immobilie Forderungseinträge im Grundbuch gelöscht werden können, müssen immer zunächst Forderungen der Banken befriedigt werden.
Das Risiko beim Nachrangdarlehen
Für den Gläubiger besteht bei einem vereinbarten Nachrangdarlehen das Risiko, dass im Falle der Zahlungsunfähigkeit zunächst andere Gläubiger vorgezogen werden.
Zu beachten ist, dass beim Abschluss des Darlehensvertrages – je nach Form – eventuell keine vollständige Klarheit über die Gesamtanzahl und Höhe von Verbindlichkeiten aufseiten des Geldnehmers besteht (wie im Falle von stillen Beteiligungen).
Oftmals werden nachrangige Darlehen nicht besichert. Zudem würde das Einklagen von Forderungen in jedem Fall viel Zeit in Anspruch nehmen. Die Festlegung der Rangordnung für einen Insolvenzfall hat den klaren Hintergrund, dass mit erhöhter Wahrscheinlichkeit nicht genügend Mittel aufgebracht werden können, um alle Gläubiger zu befriedigen. Wer in der Rangfolge an hinterer Stelle steht, muss daher mit Totalausfällen kalkulieren. Ein weiterer Aspekt ist, dass der Darlehensgeber üblicherweise keine Gewinnbeteiligung gewährt bekommt.
Da also keine absolute Rückzahlungsleistung gewährleistet ist, ist für den Geldgeber ein erhöhtes Risiko mit dem Finanzgeschäft verbunden.
Die entstehenden Chancen durch ein Nachrangdarlehen
Da Nachrangdarlehen für den Geldgeber ein höheres Risiko darstellen, werden sie üblicherweise mit höheren Zinsen versehen. Mit steigendem Risiko steigt somit auch die Chance auf eine höhere Rendite.
Für den Darlehensnehmer bietet ein nachrangiges Darlehen die Möglichkeit ohne große vorzuweisende Sicherheiten an Kapital zu gelangen. Die Chance wird insbesondere deutlich, wenn ein Bankenkredit aufgrund von Bonitätszweifeln verwehrt bleibt.
Die steuerliche Behandlung beim Nachrangdarlehen
Grundsätzlich sind Nachrangdarlehen Verbindlichkeiten und können in der Bilanz entsprechend angegeben werden. Wer als nachrangiger Gläubiger im Insolvenzfall Verluste macht, kann diese in seiner Steuererklärung unter Umständen angeben und somit den gewinnmindernden Effekt als Steuervorteil nutzen. Im Einzelfall ist hierbei eine steuerliche Fachberatung zu empfehlen.
Quellen
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Gesetz über Vermögensanlagen »
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 311 Rechtsgeschäftliche und rechtsgeschäftsähnliche Schuldverhältnisse »
Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 488 Vertragstypische Pflichten beim Darlehensvertrag »