Egal, wo man sein Geld an der Börse investieren möchte, überall findet man die Einladung, ein Musterdepot zu eröffnen. Oft wird diese Möglichkeit noch mit den Worten gewürzt, das Ganze geschehe natürlich auch kostenlos.

Einige Fachzeitungen wie z.B. das 'Handelsblatt' bieten an, dass man 'ganz einfach' in das Musterdepot des Mediums investieren könne.

Leider versäumen sie alle zu erklären, was ein solches Depot eigentlich ist. Entsprechend findet man hier auch keine Erläuterungen, was eigentlich die Vor- und Nachteile von diesen ist.

Was ist ein Musterdepot?

Es gibt zwei Arten von Musterdepots. Banken, Experten, Zeitungen oder sonstige Körperschaften bzw. Personen sprechen Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere aus und stellen ein fiktives Depot zusammen, um zu zeigen, wie rentabel diese Empfehlungen sind.

Banken erlauben es ihren Anlegern, ein fiktives Depot zusammenzustellen, für das keine echten Wertpapiere gekauft werden. Ein solches Musterdepot ist kostenlos.

Welche Vorteile bietet ein Musterdepot?

Musterdepots, die von Experten aller Art zusammengestellt werden, bieten folgende Vorzüge:

  • Man kann langfristig abschätzen, ob die Tipps gut sind
  • Man kann Vertrauen zu den Experten schöpfen
  • Man lernt anhand der Zusammenstellung des Depots viel darüber, wie man Geldanlagen effektiv streut, welche Branchen derzeit rentabel arbeiten und in welche Sektoren man nicht investieren sollte

Das eigene kostenlose Musterdepot bringt diese Vorteile:

  • Man kann ohne Gefahr das Spekulieren an der Börse üben
  • Man lernt problemlos die Software des Online Banking-Systems kennen
  • Man entwickelt ein Gefühl dafür, wie schnell der Kauf und Verkauf von Wertpapieren vonstatten geht

Welche Nachteile nimmt man mit einem Musterdepot in Kauf?

Musterdepots von Experten haben nur zwei große Nachteile: Als Anleger, der sich auf dem Markt nicht auskennt, ist man eigentlich gezwungen, in alle Papiere des Depots zu investieren, da man nicht einschätzen kann, welche Aktien besonders leistungsfähig sind und welche nicht. Zudem sind natürlich auch Musterdepots nicht vor Verlusten gefeit.

Musterdepots, die man kostenlos bei Banken führt, haben ebenfalls zwei große Nachteile:

  • Die Gebühren, die tatsächlich für das Führen des realen Depots fällig werden, tauchen hier noch nicht auf. Manche Banken erheben bis zu zwölf Euro für einen Auftrag
  • Man verpasst leicht Chancen: Man erhält keinen finanziellen Mehrwert dadurch, dass die Wertpapiere im Musterdepot sehr gut laufen. Es handelt sich einzig und allein um ein Spiel

Wann brauche ich ein Musterdepot?

Grundsätzlich sollten alle Anleger sich dafür entscheiden, ein Musterdepot zu eröffnen, die vorher noch nie gehandelt haben. Einsteiger sollten erst üben, bevor sie reales Geld riskieren. Wie bei jedem anderen Geschäft auch sinkt das Risiko, wenn man ein Gefühl der Sicherheit davon hat, was man eigentlich tut.

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass bei Spekulationen schnell ein trügerisches Gefühl der Sicherheit entsteht. Man sollte deshalb dem Musterdepot einige Zeit geben und nicht bereits nach einigen Tagen beschließen, dass man es kann.

Das Musterdepot ist allerdings nicht nur für komplette Frischlinge im Bereich der Geldanlage in Wertpapieren ratsam. Empfehlenswert ist es zudem auch für jede Person, die in einem für sie komplett neuen Segment investieren möchte.

Wer beispielsweise bislang mit Zertifikaten gehandelt hat und nun in Aktien investieren möchte, sollte vor dem realen Umstieg fiktiv mit einem Musterdepot lernen.


Quellen

Mast, Claudia: Wirtschaftsjournalismus: Grundlagen und neue Konzepte für die Presse »
Springer Verlag: ALLES was Sie schon immer über ihr GELD wissen wollten »
Severidt, Katrin: Beratungshonorare in Banken: Wettbewerbsbedingungen und Kundenpräferenzen »