Für viele Menschen sind Nachrichten über den Leitzins Meldungen, denen sie eher gelangweilt zu hören. Was die Europäische Zentralbank (EZB) da mache, sei für sie ohne Bewandtnis.

Schließlich hätten die Leitzinsen keinerlei Einfluss darauf, wie effektiv sie sparen könnten und welche Renditen sie bekämpfen. Kaum eine Einschätzung kann noch mehr daneben liegen.

Was ist der Leitzins? - Eine Definition

Leitzins

Die Leitzinsen werden von den Notenbanken festgelegt. Sie sind der Wert, mit denen die Zentralbanken mit den Banken, die ihr angeschlossen sind, Geschäfte macht.

Vereinfacht bedeutet dies:
Die Banken im Euroraum können sich zum Leitzins Geld von der EZB leihen.

Wie funktioniert der Leitzins?

Die Leitzinsen sind ein Steuerungsinstrument in der Geldpolitik. Wenn die EZB z.B. befürchtet, dass zu wenig Kredite von den Banken in die Wirtschaft gegeben werden, damit diese brummt, senkt sie den Wert.

Für die Geldhäuser wird es in der Folge günstiger, sich Kapital von der Zentrale in Frankfurt zu leihen.

Die Finanzinstitute verfügen dadurch über mehr Mittel, die sie zu sehr guten Konditionen an die Wirtschaft weiterreichen können.

Hat die EZB hingegen den Eindruck, dass zu viel Kapital im Umlauf ist und Darlehen zu günstig vergeben werden, erhöht sie den Zins. Es wird in der Folge teurer, sich Geld zu leihen. Die Kreditvergabe ist rückläufig und die Wirtschaft stößt sich auf diese Weise - zumindest in der Theorie - gesund.

Wer legt den Leitzinssatz im Euroraum fest?

Oft hat man den Eindruck, dies sei einzig der Job von Mario Draghi, seines Zeichens Präsident der Europäischen Zentralbank. Tatsächlich liegt diese Kompetenz allerdings beim Rat der EZB, dem höchsten Beschlussorgan der Notenbank. Für den Rat gelten folgende Vorschriften:

  • Mitglied ist der Präsident sowie das Direktorium (weitere fünf Personen)
  • Ebenfalls Mitglieder sind die Präsidenten der nationalen Notenbanken des Euroraums (18 Personen)
  • Entscheidungen werden fast immer mit einfacher Mehrheit getroffen

Vereinfacht heißt dies: Die Mehrheit der nationalen Notenbanken bestimmt, wie sich die Leitzinsen entwickeln. Allerdings ist diese Form der Entscheidungsfindung unter Feuer. In Deutschland ist ein Verfahren vor dem Bundesverfassungsgericht anhängig, das sich dagegen stellt - und Chancen auf Erfolg zu haben scheint.

Wie hoch ist der Leitzinssatz?

Der Leitzins liegt momentan bei 0,25 Prozent (Stand: April 2014). Er ist im November 2013 auf diesen Wert gesenkt worden und war noch nie in seiner Geschichte derart tief.

Wie oft werden die Zinsen verändert?

Hier hält sich die Zentrale in Frankfurt an die Verfahren, die sich für die Leitzinsen rund um den Globus eingebürgert haben:

Der Rat trifft sich zwar alle zwei Wochen, aber nur einmal im Monat wird darüber diskutiert, ob man den Zinssatz verändert. Dazu kommt es aber nur, wenn sich eine Mehrheit findet, die dies wünscht. Theoretisch müsste er nie verändert werden oder könnte jeden Monat angepasst werden.

Wie beeinflusst der Leitzins die Inflation?

Hierfür gibt es nur ein theoretisches Modell, das gemessen an der Realität immer wieder an seine Grenzen stößt, insgesamt jedoch Gültigkeit beanspruchen darf:

Je tiefer die Leitzinsen sind, desto mehr Banken leihen sich Kapital. In der Folge befindet sich mehr Kapital im Umlauf. Die Inflationsrate steigt.

Die Umkehrung gilt allerdings nicht: Wenn die Zinsen erhöht werden, verändert dies erst einmal nichts an der Kapitalmenge, die bereits im Umlauf ist. Die Inflationsrate kann so nicht gesenkt werden.

Tatsächlich gibt es bis heute keine zufriedenstellende Antwort darauf, wie eine Deflation hergestellt werden kann. Diese ergibt sich von alleine in Phasen großer wirtschaftlicher Schwäche.

Was bewirkt eine Leitzins Senkung?

Hierfür gibt es den hübschen Spruch: Der Sparer hasst sie, der Kreditnehmer liebt sie.

Wenn Leitzinsen gesenkt werden, sinken meist innerhalb von bis zu sechs Wochen auch so gut wie alle Kreditzinsen. Die Banken können es sich leisten, Geld günstiger an die Menschen in der Form einer Finanzierung weiterzureichen.

Schlechter ist es für die Personen, die sparen wollen: Sie sind praktisch Konkurrenten der EZB.

Denn sie leihen ihr Geld der Bank. Warum aber sollte ein Geldhaus einem Sparer Kapital zu zwei Prozent verzinsen, wenn er sich einfacher Kapital bei der EZB für 0,25 Prozent besorgen kann?

Bei niedrigen Zinsen weichen viele Sparer deshalb zu anderen Möglichkeiten aus. Eine überaus häufig genutzte Variante ist es, sein Vermögen auf dem Aktienmarkt zu investieren. Der Dax macht in diesen Momenten gerne einen Freudensprung nach oben.

Welche Folgen hat eine Leitzins Erhöhung?

Die Konsequenzen sind im Prinzip eine genaue Umkehrung der Senkung. Steigt der Leitzins, dann werden Kredite teurer, aber auch Sparangebote werden wieder attraktiver, da die Privatpersonen wieder mit dem Zinssatz, den die EZB offeriert, konkurrieren können.

Zeigt der Aktienmarkt zu dieser Zeit eine gute Performance, hat dies auf ihn erst einmal keinen Einfluss. Zumeist werden in dieser Zeit aber gerne Edelmetalle und risikoreiche Wertpapiere abgestoßen.

Wo finde ich den aktuellen Leitzinssatz?

Die Leitzinsen werden von den zuständigen Notenbanken veröffentlicht. Für den Euroraum kann man sich im Netz unter dieser Seite der EZB ständig zuverlässig auf Stand halten:

EZB Leitzinsen

Entscheidend ist der Wert hinter 'Fixed Rate' in der Box 'Key Figures at a Glance'.

Warum wird der Leitzins gesenkt?

  • Um Banken zu rekapitalisieren,
  • um die Kreditvergabe an die Wirtschaft und an Privatpersonen zu stärken und
  • um der Deflation bzw. bereits einer zu niedrigen Inflationsrate entgegen zu wirken.

Quellen