Wer sich mit einem Experten darüber berät, wie er sein Geld anlegen sollte, erschrickt schnell, weil er kaum ein Wort davon versteht, das sein Gegenüber sagt.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Umlaufrendite. Was eine Rendite ist, wissen zwar die meisten Menschen zumindest sinngemäß, welche Bewandtnis es aber mit dem Umlauf auf sich hat und wieso diese Information für Privatanleger wichtig ist, da setzt es aus.

Dies schadet allerdings, denn die Umlaufrendite ist wichtig für jede koordinierte Geldanlage.

Definition Umlaufrendite

Umlaufrendite

Die offizielle Definition dieser Rendite hat eine abschreckende Wirkung auf jede Person, die keinen Spaß daran hat, viele Wörter nachzuschlagen. Sie sollte deshalb nicht ohne Erläuterungen gegeben werden.

Die Umlaufrendite ist der durchschnittliche Renditesatz von allen inländischen Wertpapieren erster Bonität, die fest verzinst werden und sich im Umlauf befinden.

Vor allem die 'erste Bonität' macht die Definition schwer verständlich. Darunter ist zu verstehen, dass die juristische Person, die das Wertpapier ausgegeben hat, über eine hervorragende Kreditwürdigkeit verfügt.

Für die Umlaufrenditen werden deshalb primär Staatsanleihen herangezogen. Faktisch handelt es sich also um den durchschnittlichen Zinssatz von Papieren, sich bereits im Umlauf befinden und die garantiert ausgezahlt werden.

Warum ist die Umlaufrendite für mich interessant?

Fälschlich wird diese Rendite oft nur als für Unternehmen relevant betrachtet, da sie beispielsweise die Berechnungsgrundlage für Deckungsrückstellungen ist. Wer der Umlaufrendite noch nie begegnet ist, muss einfach einmal den Vertrag mit seinem Lebensversicherer zücken und die Stelle suchen, wo das Zustandekommen des Zinssatzes erläutert wird.

Da für diesen Vorgang die Deckungsrückstellungen relevant sind, taucht hier auch zwingend die Umlaufrendite auf.

Für die Privatperson ist diese Renditeform aber auch aus einem wesentlich greifbareren Grund von Bedeutung:

Sie liefert eine Einschätzung des Marktniveaus. Insbesondere Personen, die noch kein Geld angelegt haben, sollten sich über sie informieren. Privatanleger sind keine Spekulanten, sondern wollen ihre Mittel in sicherer Form investieren. Die Umlaufrendite informiert darüber, wie viel Gewinn man erwarten darf.

Es macht deshalb Sinn, nicht nur den aktuellen Wert zu recherchieren, sondern auch mittel- und langfristige Charts heranzuziehen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wohin die Reise bald gehen könnte. Diesbezüglich ein wichtiger Hinweis für jedes Beratungsgespräch in der Bank:

Argumentiert ein Experte nur mit der aktuellen Umlaufrendite und verzichtet darauf, einen mittel- und/ oder langfristigen Ausblick zu geben, sollte man Vorschlag nicht trauen. Der aktuelle Wert ist stets nur das halbe Bild.

Was beeinflusst die Umlaufrendite?

Diese Renditeform ist unglaublich abhängig von den Stimmungen am Markt bzw. von dem Vertrauen in die Teilnehmer.

  • Wenn das Vertrauen in die Staatsanleihen vieler Länder mit Ausnahme Deutschlands schwer erschüttert ist, sinkt die Umlaufrendite - Geschehen während der Eurokrise. Wenn die Stimmung am Markt positiv ist und auch viele riskantere Wertpapiere nachgefragt werden, steigt die Umlaufrendite.
    Wenn der Markt nicht weiß, wohin die wirtschaftliche Entwicklung geht, da es widersprüchliche Wirtschaftsdaten gibt, ist eine Seitwärtsbewegung zu sehen. Die Umlaufrendite bewegt sich in dieser Zeit konstant innerhalb eines Radius von 50 Basispunkte (0,5 Prozent) um den Ausgangswert.

Sollte man sich bei der Geldanlage nach der Umlaufrendite richten?

Es ist unbedingt ratsam, die Rendite in die eigenen Planungen einzubeziehen. Ist sie sehr tief, sollte man eine Investition überdenken.

Ist sie sehr hoch, ist ein schneller Einstieg sinnvoll, da die Gefahr droht, dass sie bald wieder abrutschen könnte. Die Umlaufrendite entscheidet über das passende Timing für die Geldanlage.

Wer erstellt die Umlaufrendite?

Für Deutschland erstellt die Bundesbank täglich den entsprechenden Wert. Berücksichtigt werden nur die Anleihen, die auf Euro lauten - also in der Gemeinschaftswährung gehandelt werden.

Zudem gruppiert die Bundesbank die Anleihen nach Emittenten (Ausgeber der Papiere) sowie nach Restlaufzeit.

Wo bekomme/ finde ich die aktuelle Umlaufrendite?

Fast alle seriösen Finanzseiten informieren über die aktuelle Umlaufrendite. Diese Werte sind im Ernstfall allerdings nicht belastbar.

Es macht deshalb Sinn, direkt auf die Seite der Bundesbank (www.bundesbank.de/) die Umlaufrendite zu ermitteln. Dort findet man zugleich auch einen Jahreschart, durch den man ein gutes Gefühl dafür bekommt, was man vom aktuellen Wert tatsächlich halten darf.

Ein Klick auf den Jahreschart führt weiter zu den aktuellen Zahlen der Bundesbank

Welche Vorteile / Nachteile hat die Umlaufrendite für Privatanleger?

Vorteile der UmlaufrenditeNachteile der Umlaufrendite
Schnelle Einschätzung des aktuellen MarktniveausSie sagt nur wenig darüber, was für eine Rendite ich tatsächlich bekommen werde
Rückschlüsse auf die aktuelle wirtschaftliche Stimmung sind möglichDie aktuelle Umlaufrendite ist stets nur das halbe Bild - Es ist unverzichtbar, mittel- und langfristig zu recherchieren, um vernünftige Schlüsse ziehen zu können
Die nach Emittenten und Restlaufzeiten aufgeschlüsselten Umlaufrenditen der Bundesbank geben einen präzisen Blick auf genau die Wertpapiere, für die man sich interessiert

In welchem Zusammenhang stehen Umlaufrendite und festverzinsliche Wertpapiere?

Die Umlaufrendite gibt einen ersten sicheren Hinweis darauf, ob der Zinssatz der festverzinslichen Wertpapiere, die man kaufen möchte oder bereits im Depot hat, gut, angemessen oder schlecht ist.

Zu bedenken ist dabei, dass für die Ermittlung der umlaufenden Rendite lediglich die Papiere der ersten Bonität herangezogen werden. Wer keine Staatsanleihen hat, sollte stets einen (deutlich) höheren Wert erreichen.

Ist dies nicht der Fall, sollte man die entsprechenden festverzinslichen Wertpapiere abstoßen.

Wie ist der Zusammenhang zwischen der Umlaufrendite und 10-jährigen Bundesanleihen?

Die Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren werden zur Ermittlung der Umlaufrendite herangezogen.

Gewöhnlich sollte die beiden Zinssätze in einem engen Korridor liegen. Liegt die Bundesanleihe leicht unter der umlaufenden Rendite, sind die Kapitalmärkte gesund.

In diesem Fall sollte man an anderer Stelle auf Renditejagd gehen. Liegt die Bundesanleihe höher, stehen die Zeichen der Zeit darauf, sein Geld in einem sicheren Hafen zu deponieren.

Die zehnjährige Bundesanleihe selbst ist hierfür hervorragend geeignet.

Wie ist der Zusammenhang zwischen der Umlaufrendite und dem Euroraum?

Geld kennt keine nationalen Grenzen. Dies gilt insbesondere für die EU und den Euroraum, wo der freie Kapitalfluss sogar eine der Säulen darstellt, auf dem die Gemeinschaft der Staaten beruht.

Es kann deshalb Sinn machen, nicht in Deutschland, sondern in einem anderen europäischen Land sein Geld anzulegen. Hier hilft ein Vergleich der Umlaufrenditen.

Wie hoch ist diese für die EU insgesamt und wie sieht sie in den anderen Ländern aus?

Insbesondere für die Eurozone bietet sich ein solcher Blick an, da der Vergleich aufgrund der identischen Währung leicht fällt und keine zusätzlichen Wechselkurskosten auf die Anleger zukommen.

In welchem Zusammenhang stehen Umlaufrendite und Hypothekenpfandbriefe?

Auch die Hypothekenpfandbriefe werden von der Bundesbank dafür herangezogen, die Höhe der Umlaufrendite festzustellen.

Es lassen sich einige Schlüsse auf den Wert der Hypothekenpfandbriefe schließen, wenn man nur die umlaufende Rendite kennt:

Je höher diese ist, desto größer ist vermutlich auch der Wert der Pfandbriefe.

Insbesondere in Deutschland haben sich diese zudem als sehr robust erwiesen: Erkennt man, dass die umlaufende Rendite deutlich nach unten abdriftet, bedeutet dies, viele Wertpapiere sind derzeit in sehr großen Schwierigkeiten.

Die Pfandbriefe können als eine Form des Ankers dienen, um sein Vermögen zumindest mit dem aktuellen Wert zu bewahren.

Gewöhnlich bringen diese eine zumindest leicht höhere Rendite als Bundesanleihen, wobei ihr Risiko überschaubar ist. Schließlich sind die Hypothekenpfandbriefe mit einem realen Gegenwert (dem Grundstück und den etwaigen Immobilien) besichert.

Wie ist der Zusammenhang von Umlaufrendite und Hypothekenzinsen?

Die Hypothekenzinsen folgen der Tendenz bei der umlaufenden Rendite in der Regel mit wenigen Tagen Verzögerung.

Ein Musterbeispiel hierfür ist das Jahr 2010:
Die umlaufende Rendite fiel auf 1,8 Prozent. Nur einige Tage später sanken auch die Hypothekenzinsen auf einen vorläufigen historischen Tiefststand.

Verantwortlich hierfür ist das Safe Harbour Phänomen: Sinkt die umlaufende Rendite, verlieren die Anleger das Vertrauen in die Kapitalmärkte und suchen den 'sicheren Hafen'. Sie finden ihn in Gestalt des Immobilienmarktes, auf dem sie vermehrt Kredite ausschütten. Das Angebot steigt und die Zinsen sinken deshalb.

Welche Verbindung besteht zwischen den Umlaufrenditen und den Kreditzinsen?

Die Kreditzinsen folgen der Umlaufrendite, schließlich hängen sie direkt von ihr ab.

Wenn die Anleihen der ersten Bonität eine höhere Rendite abwerfen, so gilt dies auch für alle anderen - und zwar in jede Richtung, also auch von der Bank zu den Endkunden.

Die umlaufende Rendite wird hier zu einem Warnsignal für alle Personen, die eine Finanzierung suchen:

Beginnt sie über einen längeren Zeitraum anzusteigen, ist es dringend an der Zeit, den Kredit abzuschließen.

Wie ist der Zusammenhang von Pfandbriefen und der Umlaufrendite?

Pfandbriefe sind Anleihen. Werden sie vom Bund oder einer anderen staatlichen Ebene ausgegeben, besitzen sie sogar erste Bonität und sind somit direkt dafür verantwortlich, welche Höhe die umlaufende Rendite besitzt.

Die Höhe aller Pfandbriefe orientiert sich deshalb stark nicht nur an der Bewegung der umlaufenden Rendite, sondern an deren tatsächlichen Wert.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen den Umlaufrenditen und den Rentenfonds?

Rentenfonds verhalten sich entgegengesetzt zur Bewegung der Umlaufrendite. Steigt diese, fallen die Fonds, weil es möglich wird, an den Kapitalmärkten kurzfristig größere Gewinne einzustreichen.

Rentenfonds sind hingegen langfristige Anlagen, die zwar relativ sicher sind, aber nur eine überschaubare Rendite bringen. Für die Anleger werden sie deshalb unattraktiver.

Wie ist die Verbindung von den Umlaufrenditen und dem Rentenmarkt?

Für den Rentenmarkt gilt, dass sich die umlaufende Rendite zu ihr wie der DAX zur Börse verhält.

Man kann also mit ihrer Hilfe den durchschnittlichen Gewinn ermitteln, den man momentan an diesem Markt erwarten darf.

Welche Verbindung besteht zwischen der Umlaufrendite und der Schweiz, den USA und Griechenland?

Die nationale umlaufende Rendite muss sich stets auch immer am internationalen Vergleich messen lassen.

Der sicherste Anlaufpunkt, wie viel Geld weitgehend risikofrei momentan mit den Anleihen erster Bonität zu verdienen ist, befindet sich in der Schweiz.

Wer ein weltweites Stimmungsbild einholen möchte, kann sich an den USA orientieren. Für risikofreudige Anleger sind Länder wie Griechenland interessant.


Quellen