Bärenmarkt und Bärenfalle als Synonym für Börsenkurse
Für alle, die an den Börsen der Welt Geld investieren sind die Bewegungen der Börsenkurse eine Normalität. Mal steigen sie, dann bewegen sie sich eher seitwärts und mal sacken sie in den Keller. Steigende Kurse werden als Bullenmarkt bezeichnet, die andere Richtung nennen Finanzexperten Bärenmarkt. In die so genannte Bärenfalle geht ein Anleger, wenn er falsch auf die Anzeichen reagiert.
Wieso eigentlich "Bärenmarkt"?
Die Bezeichnung ist nicht ohne Grund aus der Tierwelt entnommen. Der Bär führt seine Pranke beim Schlag immer von oben nach unten, nie umgekehrt. Zudem gilt der Bär als eher pessimistisch eingestelltes Wesen. Deshalb sprechen Finanzfachleute von einem Bärenmarkt, wenn die Börsenkurse über längere Zeit fallen.
- Experten und Anleger schauen auf diese Situation meist mit einer bärischen (engl. bearish) Sicht auf die Entwicklung des Marktes.
Auch die Anleger entwickeln während eines Bärenmarktes eine pessimistische Stimmung und scheuen in einer solchen Phase vor neuen Investitionen eher zurück. Damit können sie aber leicht in die Bärenfalle gehen.
Ähnliche und synonyme Begriffe zum Bärenmarkt
Ein Bärenmarkt wird durch eine Reihe weitere Begriffe synonym beschrieben. Parallel verwendete Ausdrücke sind unter anderem:
- Baisse
- Börsenbaisse
- Abschwung
- Kurseinbruch
- Kursverfall, fallende Kurse, Kursabfall
- Konjunktureinbruch, Konjunkturflaute
- Kurssturz
- Preissturz
Wie entwickelte sich der Begriff Bärenmarkt?

Viele Begrifflichkeiten an der Börse entspringen aus Ländern, die das Geschehen rund um den Handel maßgeblich geprägt haben. Als zentrale Handelssprache stach mit der Zeit das Englische heraus. Der Aufstieg von Britannien und später Amerikanern zu Weltmächten wurde unter anderem durch ihre Vorherrschaft im wirtschaftlichen Bereich begründet. Viele Fachbegriffe sind daher heute Anglizismus oder haben dort ihre Wurzeln. So ist es auch beim Bärenmarkt. Abfallende Kurse werden als „bearish“ (englisch „bear“ bedeutet „Bär“) bezeichnet. Doch warum ausgerechnet ein Bär als Sinnbild? Als Hintergrund wird folgendes aus angenommen:
Der gegenteilige Begriff zum Bärenmarkt ist der sogenannte Bullenmarkt. Spanische Eroberer importierten bei ihrer Besiedelung Mittelamerikas auch die Vergnügungskultur des traditionellen Stierkampfes. Im Laufe der Zeit wanderte das mittelamerikanische Vergnügen Richtung Norden und hielt in den heuten USA Einzug. Später wurden die gegen den Stier kämpfenden Menschen durch Bären ersetzt. Während der Bulle von unten nach oben agiert, kämpft der Bär mit seiner Pranke von oben nach unten. Das beschreibt treffend den Kampf in der Arena „Börse“.
Was ist eine Bärenfalle und wie gerät man als Anleger hinein?
Eine Grundtugend für alle, die an den Börsen unterwegs sind, ist die Geduld. Besitzt man diese nicht, kann man schnell in die so genannte Bärenfalle gelangen. An der Börse steigen oder fallen die Kurse unentwegt. Sinken die Kurse beispielsweise ab und ein Anleger verkauft in Panik seine Aktien, kann er viel Geld verlieren. Das geschieht dann, wenn die Kurse kurze Zeit später wieder steigen. Der Investor ist in die Bärenfalle getappt und hat zu überhastet reagiert. Mit etwas mehr Geduld hätte er vielleicht sogar Gewinne erzielt.
Woran ist ein Bärenmarkt zu erkennen?
Es gibt, ähnlich dem Bullenmarkt, verschiedene Anzeichen dafür, dass sich ein Bärenmarkt entwickelt. Mit einem guten Gespür für Veränderungen sind sie zu erkennen:
- größere Marktveränderungen mit negativen Folgen (z. B. Platzen einer Blase)
- sinkende Kurse und damit einhergehend
- schwindendes Vertrauen der Investoren
- größere Erwartung zukünftiger Verluste
Meist reagieren die Anleger sehr schnell und stoßen Aktien ab, um ihre Verluste zu minimieren. Dadurch allerdings wird der Bärenmarkt noch verstärkt und die Kurse fallen noch weiter ab. Nur wenige Anleger mit fundierten Kenntnissen oder gutem Gespür erkennen die Chance und kaufen in solch einer Situation größere Aktienpakete.
Wie sollte man auf einen Bärenmarkt reagieren?
Entwickelt sich der Markt zu einem Bärenmarkt, sollten Anleger vor allem Geduld bewahren. Es gibt einige Methoden, die dabei helfen könnten, einen Bärenmarkt möglichst unbeschadet zu überstehen:
- Die Hold-Strategie besagt, dass man seine Aktien einfach behält und abwartet. Die Erfahrung zeigt, dass nach einem Bärenmarkt stets ein Bullenmarkt folgt.
- Auch eine Sell-Strategie ist möglich. Man verkauft sämtliche Aktien und Fondsanteile, legt das Geld irgendwo hin und wenn die Kurse völlig im Keller sind, kauft man neue Aktien. Das Risiko, den richtigen Zeitpunkt für den Kauf zu verpassen, bleibt bestehen.
- Der Anleger kann Teilverkäufe tätigen. Eine gute Strategie ist es, 50 Prozent aller Werte zu veräußern, wenn sich ein Bärenmarkt andeutet. Auf diese Weise verliert man nicht all sein Geld und hat später die Möglichkeit, neu zu investieren.
- Ein Stopp-Loss-Kurs kann als Absicherung gesetzt werden. Der Anleger setzt also einen Wert unterhalb des Kaufpreises fest, bei dessen Erreichen die Aktien oder Fondsanteile von der Depotbank automatisch verkauft werden.
Prinzipiell kann leider keine Methode das Risiko, während eines Bärenmarktes Geld zu verlieren, vollkommen ausschließen. Aber zumindest kann vorsichtiges Agieren dazu beitragen, einen großen Teil der Investitionen zu erhalten.
Ein Bärenmarkt kann sich auf einzelne Aktiengruppen oder auf produktverwandte Wirtschaftszweige beziehen. Oft raten Experten in der Phase eines Bärenmarkts, sich auf alternative Finanzprodukte zu stützen, die nicht in direktem Zusammenhang mit Abschwung stehen. Als ein solches Produkt wird beispielsweise immer wieder Gold genannt. Die allgemeine historische Stabilität von Gold lindert Verlustängste, weshalb viele Staaten oder Anleger Goldreserven anlegen.
- 1944 wurde auf einer Konferenz im amerikanischen Bretton Woods (New Hampshire) eine neue internationale Währungsordnung erdacht. Der US-Dollar wurde Fundament der internationalen Handelsbeziehungen und Leitwährung des internationalen Währungsfonds. Falls Länder eine zu hohe Ansammlung von Bargeld in US-Dollar aufwiesen, konnte ein Tausch mit den riesigen Goldreserven der USA vorgenommen werden. So deckten die risiegen Goldreserven der USA die Leitwährung US-Dollar.
Quellen
Fechter, Petra / Lux, Petra: Börsenwelten - Finanzexperten hautnah: wer sie sind, wie sie denken, was sie antreibt »
Napier, Russell: Anatomie der Bärenmärkte ... und was wir daraus lernen können »
al Khayat, Nabil: Bärenmarkt!: was Sie wissen müssen, um auch bei fallenden Kursen zu verdienen »
FAZ: Warum Bulle? Warum Bär? »
Roth, Jan-Pierre: Internationale Währungsordnung oder -unordnung? »
Stawikowska-Marcinkowska, Agnieszka: Bulle und Bär - Fachbegriffe, die für Investoren ihr Dasein bedeuten, also einiges zur Börsensprache, die seit Jahrhunderten die Finanzwelt steuert »