Wer sein Geld in Investmentfonds oder Aktien anlegen möchte, ist darauf angewiesen, möglichst viele und detaillierte Informationen zu erhalten, anhand derer er einschätzen kann, zu welchem Preis er Anteile erwirbt, welche Kosten also bei einer Investition auf ihn zukommen.

Nur so ist er überhaupt in der Lage, sein Risiko abzuschätzen. Der so genannte Cost Average Effekt kann dem Investor dabei helfen, seine Ausgaben zu planen.

Der Cost Average Effekt – Definition

cost-average-effekt

Mit dem Cost-Average-Effekt, der auch als Durchschnittskosteneffekt bezeichnet wird, lässt sich beschreiben, wie sich die Verteilung von investiertem Geld über einen bestimmten, meist längeren Zeitraum hinweg auswirkt.

Sinkt der Anteilspreis, wird der Fondsmanager mehr Anteile kaufen, steigt der Preis, kauft er weniger. Daraus ergibt sich ein Durchschnittspreis, zu dem Anteile gekauft werden. Er liegt normalerweise über dem billigsten Wert des zu betrachtenden Zeitraums, aber auch unter dem teuersten Preis.

  • Es geht also um Wertschwankungen von Wertpapieren. Diese Schwankungen führen zu dem Ergebnis, dass ein Investor die Anteile durchschnittlich billiger erwirbt, wenn er sie mithilfe gleich hoher Raten kauft. Erwirbt er hingegen in regelmäßigen Abständen eine gleich große Menge von Anteilen zu verschiedenen Preisen, muss er letztlich mehr dafür bezahlen.

Der Cost Average Effekt wird in der Fachliteratur häufig mit CAE abgekürzt. Darüber hinaus werden weitere Begriffe für den gleichen Vorgang verwendet. Dazu zählen unter anderem "Cost Averaging", "Durchschnittskosteneffekt", "Mischkosteneffekt" oder der Ausdruck "Gemittelter Preis von Wertpapieren".

Der Vorteil durch den Cost Average Effekt

Da sich der Effekt aus der Betrachtung eines meist längeren Zeitraumes ergibt, kann das Risiko eines falschen Einstiegstermins reduziert werden, weil sich das Timing zeitlich ausdehnt.

Rechenbeispiele für den Cost Average Effekt

Um den Unterschied von verschiedenen Anlagestrategien zu illustrieren, soll das nachfolgende - stark vereinfachte - Rechenbeispiel als Orientierung dienen.

Über einen Zeitraum von 12 Monaten legen Anleger A und Anleger B mit unterschiedlicher Strategie an:

  • Anleger A kauft monatlich 2 Fondsanteile – unabhängig vom Preis.
  • Anleger B investiert monatlich eine feste Summe von 100€.

Der Preis für einen Fondsanteil variiert über das Jahr (Kursschwankung):

MonatKosten
Januar50€
Februar75€
März50€
April75€
Mai25€
Juni50€
Juli75€
August100€
September125€
Oktober100€
November75€
Dezember75€

Dementsprechend kaufen Anleger A und B zu den 12 unterschiedlichen Zeiten des Jahres unterschiedlich viele Fondsanteile:

MonatFondsanteile Anleger AFondsanteile Anleger B
Januar22
Februar21,25
März22
April21,25
Mai24
Juni22
Juli21,25
August21
September20,75
Oktober21
November21,25
Dezember22

Daraus folgt, dass ...

  • ...Anleger A im Jahr 24 Fondsanteile für 1750€ gekauft hat.
  • ...Anleger B im Jahr 1200€ ausgegeben hat und dafür 19,47 Fondsanteile erwerben konnte.

Unter Strich...

  • ...hat Anleger A somit im Durchschnitt für 1 Fondsanteil 72,91€ bezahlt.
  • ...hat Anleger B im Durchschnitt für 1 Fondsanteil hingegen nur 61,64€ bezahlt.

Anleger B profitierte also im Vergleich mit Anleger A vom Cost Average Effekt (auch wenn er absolut 4 Fondsanteile weniger besitzt). Im Falle eines Verkaufs zum Zeitpunkt Dezember (Wert 75€) würde Anleger A für seine 24 Anteile 1800€ bekommen. Er hätte also 50€ Gewinn gemacht. Anleger B würde für seine 19,47 Anteile 1460€ bekommen. Da er 1200€ investierte, läge sein Gewinn bei 260€. Der Cost Average Effekt kommt ihm zugute.

Der Unterschied ist also auf das Timing der Käufe zurückzuführen.

Nachteile des Cost Average Effektes

Der Nachteil liegt hier im Vorteil verborgen. Zwar werden durch den relativ langen Betrachtungszeitraum mögliche Timing-Fehler begrenzt, gleichzeitig ist aber auch das Risiko größer, den richtigen Zeitpunkt für eine Investition zu verpassen. Dadurch gehen eventuell Renditen verloren.

Weitere Nachteile sind:

  • Der Effekt hat bei Kritikern den Ruf eines nicht nachhaltigen Verkaufsargumentes.
  • Er führt nicht zu höheren Renditen.
  • Er nimmt bei Sparplänen mit der Zeit ab, da die Rate im Vergleich zum Gesamtvermögen immer geringer wird.
  • Der Cost Average Effekt gilt seit 1979 als unterlegene Strategie gegenüber Vollinvestitionen.

Psychologischer Nutzen hinter dem Cost Average Effekt

Laut Finanzexperten kann der Effekt helfen, Anleger zu beruhigen, die schon einmal viel Geld verloren haben und nun vor neuen Investitionen zurückschrecken. Durch den Cost Average Effekt wird ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt, da sie durch das regelmäßige Erwerben von Anteilen nicht ihr gesamtes Geld hergeben. Entwickeln sich die Anteile gut, machen diese Anleger Gewinn, ist die Entwicklung negativ, können ängstliche Investoren sich damit trösten, dass sie aufgrund der nicht so hohen Investitionssumme nicht zuviel Geld verloren haben.


Quellen

Straßer, Julia: Mythos Cost-Average? »
Klein, Rolf: OptiC: Die Optimierung des Cost-Average-Effekts »
Winkler, Dennis: Schnellkurs Aktien: Erfolgreich kaufen und verkaufen; Die Erfolgsgeheimnisse für Einsteiger »
Götz, Ulrike: Geldanlage und Investmentvermögen: Ausbildungsliteratur »
Albrecht, Peter / Maurer, Raimond: Cost Average Effekt - Fakt oder Mythos? »
Langer, Thomas / Nauhauser, Nils: Zur Bedeutung von Cost-Average-Effekten bei Einzahlungsplänen und Portefeuilleumschichtungen »
Hofmann, B. / Richter, M. / Thießen, F. / Wunderlich, R.: Der Cost Average Effekt in der Anlageberatung – Einsatzmöglichkeiten und Grenzen sowie deren mathematische Hintergründe »