Der Referenzwert EONIA wurde aufgrund einer EU-Verordnung ins Leben gerufen. Das European Money Markets Institute (EMMI) leitet die Umsetzung der Richtlinie.

  • EONIA löste den zuvor verwendeten FIBOR („Frankfurt Interbank Offered Rate“) ab, der ein Indikator für Zinsen beim Tagesgeld war.

Der EONIA-Wert hat sich als zuverlässiger Warner vor Krisen erwiesen.

Was ist der EONIA?

Eonia

Der "Euro Over Night Index Average" bezieht sich auf Vorgänge im Interbankengeschäft, d.h. Vorgängen zwischen den Banken.

Seit dem 4. Januar 1999 wird der Wert von der Europäischen Zentralbank nach der Zinsmethode act/360 berechnet.

Es handelt sich um den Zinssatz, zu dem sich Banken über Nacht Geld leihen können. Mit anderen Worte: EONIA ist ein Referenzwert für Tagesgeld im Euroraum.

  • Die EZB berechnet auch die dritte Nachkomma-Stelle, weil selbst kleine Schwankungen sehr wichtig sind.
EuroEs sind nur europäischen Banken relevant. Der Index gibt also eine Aussage über wirtschaftliche Entwicklung des Euroraums.
Over NightDas ist der Zinssatz, zu dem Banken nicht besicherte Wertpapiere über Nacht deponieren können. Es handelt sich also um einen Tagesgeldzinssatz.
Index AverageEs handelt sich als um einen Index (lat. „Anzeiger“). Andere gebrauchte Ausdrücke sind deswegen auch „Benchmark“ oder „Zinsindex“.

Inzwischen dient EONIA weltweit als anerkannter Index.

Wie warnt der EONIA vor Krisen?

Kein Wert drückt so gut aus, wie das Vertrauen in die Kapitalmärkte ist als der Wert für unbesicherte Anleihen: Parken die Banken diese im großen Stil, so herrscht wenig Vertrauen.

Je niedriger der Zinssatz ist, den die EZB, die das dahinterliegende Kapital im Wirtschaftskreislauf sehen möchte, errechnet, desto schlimmer steht es.

Steigt der Zinssatz hingegen an, bedeutet dies, dass die Nachfrage nach den unbesicherten Anleihen ebenfalls in die Höhe klettert. Sie finden also in die Geld- und Kapitalmärkte zurück.

Für Anleger ist es wichtig, einen Gedankensprung nachzuvollziehen, der gerade für Einsteiger nicht einfach ist: Der EONIA ist ein neutraler Durchschnittswert und kein direktes Angebot der EZB.

Die Zentralbank steuert an dieser Stelle nicht direkt. So kann es passieren, dass zahlreiche Anleihen im Speicher liegen und der Zinssatz trotzdem sehr tief oder sehr hoch ist.

Wer bestimmt den Wert von EONIA?

Die Europäische Zentralbank veröffentlich den Wert täglich unter der Aufsicht des European Money Markets Institute (EMMI). Grundlage der Berechnungen sind freiwillige Meldungen der nationalen Zentralbanken.

JahrDurschnittswerte EONIA
19992,74%
20004,12%
20014,38%
20023,29%
20032,32%
20042,05%
20052,09%
20062,84%
20073,86%
20083,86%
20090,71%
20100,44%
20110,87%
20120,23%
20130,90%
20140,10%
2015-0,11%
2016-0,32%
2017-0,36%

Warum ist der EONIA-Wert so wichtig?

Referenzwerte wie der EONIA-Wert spielen im Finanzmarkt eine Schlüsselrolle. Anleger, Unternehmer und Banken registrieren die Werte sehr genau und reagieren entsprechend. Aus signifikanten Veränderungen lassen sich Vertrauensverluste oder Vertrauensgewinne abbilden. Das Vertrauen in bestimmte Produkte beeinflusst das Kauf- bzw. Verkaufverhalten maßgeblich. Über Angebot und Nachfrage entstehen und schwanken dementsprechend Preise und Werte von Wertpapieren an der Börse.

Insgesamt lassen sich mehrere nennenswerte Funktionen von einem Index wie dem EONIA beschreiben:

  • Orientierungsgröße für Zinsen bei Vertragsabschlüssen
  • Bewertung von Bilanzen
  • Bewertung von Finanzprodukten
  • Beeinflussung der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank

Ein auffälliges Beispiel für die Bedeutsamkeit ist der Einbruch des Wertes im Zuge der Finanzkrise 2008.


Quellen

Bundesbank: Ausgewählte Stichworte der Statistik: EONIA »
Bundesbank: Wirtschaftsbericht der Europäischen Zentralbank - Ausgabe 2/2018 »
European Central Bank: Statistical Data Warehouse »
EZB: Warum sind Referenzzinssätze so wichtig? »
Steden, Markus: Europäische Wirtschafts- und Währungsunion »