Was ist aus den Tagesanleihen geworden?
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Die Tagesanleihen feierten ihre Geburtsstunde am 1.Juli 2008 und damit nur Wochen vor Ausbruch der ursprünglichen Finanzkrise.
Damals dachte man, die Deutschen wünschten sich eine weitere Bundesanleihe, die sicher und flexibel wäre.
Vier Jahre später wurde das Angebot zum 31.12.2012 eingestellt - und wird so schnell auch nicht wiederkommen.
Was sind Tagesanleihen? – Definition
Tagesanleihen sind mündelsichere (d.h.: Wertverluste so gut wie ausgeschlossen) Bundesanleihen mit täglicher Fälligkeit gewesen.
Wie die sonstigen deutschen Schuldpapiere wurden sie von der Deutschen Finanzagentur verwaltet. Der Zinssatz auf die Anleihen hing vom Interbanken-Zinssatz EONIA ab. Durch ein relativ kompliziertes Berechnungsverfahren wurde die ausgezeichnete Bonität der Bundesrepublik an diesem gewichtet.
Im Klartext bedeutet dies: Die Zinsen auf die Anleihen lagen praktisch immer deutlich unterhalb der Inflationsrate.
Warum wurden die Tagesanleihen eingestellt?
Die meisten Investoren bekamen auf die Anleihen nicht mehr als 0,15 Prozent Zinsen - viel zu wenig, um dauerhaftes Interesse zu wecken.
Das Angebot fiel bei den Anlegern durch. In den Jahren 2010, 2011 und 2012, als der EONIA-Zinssatz in die Knie ging, war dies nicht mehr zu übersehen:
Die Sätze auf die täglichen Bundesanleihen rutschten in vielen Fällen auf null Prozent ab. Der Bund entschied sich deshalb, das Angebot, das ohnehin nie populär war, wieder einzustampfen.
Ernsthafte Überlegungen einer Wiederbelebung gab es bis zum heutigen Tag nicht. So lange die Zinsvorgaben auf einem derart tiefen Niveau wie momentan sind, wird dies auch nicht passieren.
Sollten die Zinsen irgendwann wieder deutlich ansteigen, ist nicht ausgeschlossen, dass es ein Umdenken gibt.
Bis dahin gilt: Die Tagesanleihen waren ein zweifellos gut gemeinter, aber letztlich fehlgeschlagener Versuch, ein neues staatliches Anlageprodukt auf den Markt zu bringen.