Bundesschatzbriefe: Zu teuer für eine Neuauflage
Im Jahr 2012 entschied die deutsche Regierung, dass einige Formen staatlicher Geldanlagemöglichkeiten eingestellt werden sollten. Unter diesen waren auch die Bundesschatzbriefe.
Als Alternativen werden heute Bundesobligationen angeboten. Sie haben Laufzeiten von fünf oder zehn Jahren. Ein entscheidender Unterschied ist allerdings, dass Bundesobligationen an der Börse gehandelt werden. Somit kann es zu Kursänderungen kommen.
Was waren Bundesschatzbriefe?

Bundesschatzbriefe, die nicht mit Bundesschatzanweisungen verwechselt werden dürfen, sind Wertpapiere, die fest verzinstwerden.
Sie boten allerdings zwei Besonderheiten:
- Zum einen stieg der Zinssatz über die Laufzeit progressiv (aber in einem bekannten Umfang, daher fest) an,
- zum anderen durften die Papiere nicht in den Börsenhandel gegeben werden.
Erfunden wurden die Briefe im Jahr 1969. Ziel war es damals, zur Vermögensbildung breiter Bevölkerungsschichten beizutragen. Es gab zwei Typen: A und B.
Typ A hatte eine Laufzeit von sechs Jahren und Typ B von sieben Jahren. Die letzten Bundesschatzbriefe wurden 2012 ausgegeben und laufen folglich im Jahr 2019 aus.
Wer vorzeitig die Papiere zurückgeben möchte, kann dies tun. Bedingungen sind, dass die Bundesschatzbriefe wenigstens ein Jahr gehalten wurden und das ihr Wert 5000 Euro nicht übersteigt.
Wer konnte Bundesschatzbriefe kaufen?
Die Käufergruppe war beschränkt:
- natürliche Personen
- gebietsansässige Einrichtungen
- gemeinnützige Einrichtungen
- kirchliche Einrichtungen
Wo konnte man Bundesschatzbriefe kaufen?
Die Papiere konnten
- gebührenfrei bei Banken und Sparkassen erworben werden oder
- direkt bei der Finanzagentur (ebenfalls gebührenfrei)
erworben werden.
Als Mindestbetrag wurden 50€ festgelegt (Stückelung von 1 Cent). 52€ mussten als Nennwert bezahlt werden.
Zinskonditionen & Laufzeiten für Bundesschatzbriefe
Die Wertpapiere waren mit jährlichen Zinsen ausgestattet, die taggenau (seit 1999) berechnet wurden. Bei Bundesschatzbriefen A wurden die Zinsen jährlich nachträglich gezahlt. Bei den Bundesschatzbriefen B wurden die Zinsen am Ende der Laufzeit mit Zinseszinsen gezahlt.
Die Zinsen wurden per Zinstreppe gestaffelt. Im Ergebnis lohnte sich eine längere Haltedauer.
Die Laufzeiten betrugen:
- Bundesschatzbrief A: 6 Jahre
- Bundesschatzbrief B: 7 Jahre
Verwahrung und Übertragbarkeit der Bundesschatzbriefe
Die Wertpapiere konnten entweder bei der Finanzagentur verwahrt oder bei Banken und Sparkassen hinterlegt werden.
Die Anleihen konnten an Dritte übertragen werden (sofern diese dafür zugelassen wurden).
Bundesschatzbriefe - vorzeitige Rückgabe
Auch während der Laufzeit war es möglich sein Geld zurück zu bekommen. Es gab allerdings eine Beschränkung: Innerhalb eines Monats konnten maximal 5000€ zurückgegeben werden.
Das Ende der Bundesschatzbriefe 2012
Der minimale Einkaufspreis lag mit 52 Euro (50 Euro Nennwert) zudem so tief, dass tatsächlich breite Bevölkerungsschichten kaufen konnten. Das Konzept war zu erfolgreich. Im Vergleich mit anderen Staatsanleihen war die Verzinsung gut.
Für den Staat rechnete sich so das Verhältnis aus Ausgaben und Einnahmen nicht mehr. Die Briefe waren so flexibel, dass die Verwaltungskosten zu sehr in die Höhe schnellten und die Verzinsung im Vergleich mit den sonstigen Anleihen des Bundes zudem ebenfalls auf die Kosten drückte. Die guten Konditionen belasteten den Staatshaushalt im Laufe der Jahre zunehmend.
So schrieb die Zeitung Die Zeit beispielsweise bereits 1980, dass sich immer mehr Bürger Sorgen über „Tempo und Ausmaß“ der Staatsverschuldung machen würden. Das attraktive Modell vom Bundesschatzbrief stand zunehmend in der Kritik von Ökonomen.
Deswegen wurde die Herausgabe eingestellt. Bis Dezember 2012 wurden die Schuldverschreibungen emittiert, die letzten Auflagen laufen entsprechend 2019 aus.
Quellen
Die Zeit: Bundesschatzbriefe im Hintertreffen »
Finanzagentur: Bundesschatzbriefe »
Finanzagentur: Konditionen Bundesschatzbriefe »
Finanzagentur: Bekanntmachungen der Emissionsbedingungen für Bundesschatzbriefe »
Finanzagentur: Formular "Vorzeitige Rückgabe Bundesschatzbriefe" »
Jasper, Johannes: Die Kosten ineffizienter Anlagestrategien am Beispiel deutscher Bundesschatzbriefe »
Schröder, Horst: Bundesschatzbriefe »