Spätestens seit dem LIBOR-Skandal 2012 wissen viele Menschen, dass es solche Dinge wie einen Referenzzinssatz für die Geldmärkte gibt - und auch, dass sich diese offenbar manipulieren lassen.

Weniger bekannt ist, dass auch Deutschland früher einen eigenen Referenzsatz hatte:

Den FIBOR - und dieser sich durch große Sicherheit auszeichnete.

Was war der FIBOR genau?

Fibor

Die Abkürzung steht für Frankfurt Inter Bank Offered Rate. Es handelte sich also um einen Zinssatz, der am Finanzplatz Frankfurt ermittelt wurde und beschrieb, zu welchem Wert sich Banken gegenseitig Geld leihen konnten. Der FIBOR wurde 1985 eingeführt und 1999 zur Euro-Einführung eingestellt.

Der Zinssatz wurde über DM-Termingelder bestimmt. Die 19 größten Banken mussten jeden Morgen hypothetische Zinssätze für unbesicherte Festgeld Anleihen mit einer Laufzeit von einem bis zu zwölf Monaten nennen, die sie in dieser Form tagesaktuell in den Markt geben würden und zu denen sich Banken Geld leihen konnten.

Die Anforderung, dass die Anleihen auch den Markt gegeben werden müssten, machte den FIBOR sehr sicher.

Die Finanzaufsicht verglich nachlaufend, ob die Angaben mit der Realität übereinstimmten und konnten so Manipulationsversuche frühzeitig entdecken.

Warum wurde der FIBOR abgeschafft?

Streng genommen hätte man den FIBOR trotz der Euro-Einführung nicht abschaffen müssen, da sich die Banken in Deutschland noch immer zu anderen Werten Geld leihen als beispielsweise in Paris.

Da aber auch der EURIBOR in Frankfurt beheimatet ist und die wesentlichen Prinzipien vom deutschen Referenzzinssatz aufnahm, entschied man sich, diesen einzustampfen. Die gesamte Euro-Zone folgte.

So existiert nun ein Einheitswert für die Eurozone, der allerdings nicht so präzise ist, wie dies früher mit den einzelnen Referenzsätzen in den Mitgliedsstaaten der Fall war.


Quellen