Funktion der Ratingagenturen
Die meisten Deutschen, die das Wort Ratingagenturen hören und sich an den Kapitalmärkten auskennen, verdrehen genervt die Augen.
Die drei größten Vertreter der Branche - Standard & Poor's (S&P), Moody's sowie Fitch - stehen in Europa nicht im besten Ruf, da sie alle in den USA heimisch sind.
Zum Teil ist die Kritik ungerecht, allerdings hat sie einen wahren Kern.
Was machen Ratingagenturen?
Die Agenturen bestimmen in der Hauptsache die Kreditwürdigkeit von Staaten sowie Unternehmen und sonstigen juristischen Personen. Darüber hinaus bewerten sie auch noch neue Finanzprodukte aller Art.
- Die Notenspanne reicht von AAA (Bestnote) bis DDD (schlechteste Note).
Ziel ist es, Anlegern ein Gefühl der Sicherheit zu geben: In der Theorie bewerten unabhängige Experten auf transparente Weise und geben so ausgezeichnete Fingerzeige, wovon man besser die Finger lassen sollte und wo man investieren darf.
Warum gibt es so große Zweifel an der Arbeitsweise von Ratingagenturen?
Die Kritik an den Agenturen dreht sich um diese Punkte:
- Interessenkonflikte: Die größten Agenturen sind nicht unabhängig, sondern werden von der Wirtschaft bezahlt. Es besteht der Verdacht, dass Urteile angeordnet werden (Prinzipal-Agent-These)
- Teufelskreis: Gerade die großen Agenturen gelten als zu mächtig, was einen Teufelskreis zu Folge hat. Wenn sie ein schlechtes Urteil z.B. über ein Unternehmen oder einen Staat fällen, rutscht der Betroffene deutlich ab, was zu einem noch schlimmeren Urteil führt und immer so weiter
- Mangelnde Transparenz: Es ist oft nicht klar, woher die Informationen stammen, welche die Agenturen für die Bewertung heranziehen
- Unverständlichkeit: Viele der Ratings sind für Laien nicht zu verstehen
Diese starken Kritikpunkte an den Agenturen verlangen von interessierten Anlegern eins:
Einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Ratings der einzelnen Ratingagenturen durchzuführen und sich dabei nicht nur auf die drei großen zu beschränken. Vergleiche relativieren zu einseitige Bewertungen.